Öl gilt als das schwarze Gold. Anleger können in die Entwicklung des wichtigen Rohstoffes investieren. Dies ist auch mit kleinen Einsätzen möglich. Wir erklären, welche Anlagevehikel es gibt und auf welche speziellen Eigenschaften des Ölmarktes Anleger und Trader achten müssen.
Warum in Öl investieren?
Öl ist ein unverzichtbarer Rohstoff, ohne den die Weltwirtschaft nicht funktionieren könnte. Autos, Flugzeuge, Schiffe, die Chemieindustrie und viele weitere Produkte und Branchen sind zwingend auf das schwarze Gold angewiesen. Der tägliche weltweite Erdölverbrauch lag im Jahr 2019 bei knapp unter 100 Millionen Barrel. Dabei steigt der Verbrauch seit Jahrzehnten nahezu konstant an – allen Bemühungen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen zum Trotz.
Öl ist für Anleger vor allem als kurz- und mittelfristiges Investment interessant. Der Markt unterliegt gewissen Zyklen und Schwankungen und kann dadurch in relativ kurzen Zeiträumen erhebliche Preisdistanzen zurücklegen. Dies macht Öl Trading interessant.
Hintergrund: Was sind Brent und WTI?
Öl ist ein Rohstoff und damit ein Naturprodukt. Es gibt nicht „das“ Rohöl. Vielmehr werden am Markt mehr als 30 Sorten gehandelt. Die beiden wichtigsten Ölsorten sind West Texas intermediate (WTI) und Brent. WTI stammt aus Nordamerika (und hier vor allem von der Golfküste sowie aus dem Mittleren Westen), Brent aus der Nordsee. Fast alle Finanzprodukte auf Öl basieren auf Brent oder WTI.
Die Preise zwischen beiden Rohölsorten sind nicht identisch, werden jedoch gleich notiert: In US-Dollar pro Barrel (ca. 159 l). WTI wird im Spothandel an der NYMX (New York Mercantile Exchange) gehandelt. Dies ist jedoch nicht die einzige Öl Börse. Darüber hinaus gibt es viele Kontrakte an Terminbörsen wie zum Beispiel Chicago Mercantile Exchange (CME). Der Spot Handel mit der Nordseesorte Brent findet an der ICE (InterContinental Exchange) in London statt. Die qualitativen Unterschiede zwischen Ölsorten betreffen den Schwefelgehalt und die Dichte. Diese Produkteigenschaften sind für Anleger weniger relevant.
Öl Aktien: Gewinne mit dem schwarzen Gold
Eine Möglichkeit für Investitionen Öl sind Öl Aktien. Bei Öl Aktien handelt sich um Aktien von Unternehmen, die mit der Ölförderung im Zusammenhang stehen. Beispiele dafür sind Royal Dutch Shell, BP, Total, ExxonMobil, Eni, Chevron oder Repsol. Es handelt sich zumeist um internationale Konzerne, die in verschiedenen Ländern Öl fördern und weitere Leistungen rund um die Wertschöpfungskette erbringen. Da die Unternehmen Bohrrechte besitzen, profitieren Sie von steigenden Ölpreisen. Ein steigender Rohölpreis geht deshalb häufig mit steigenden Kursen bei Öl Aktien einher.
Wer über diesen Weg in Öl investieren möchte, sollte auf eine ausreichende Diversifikation achten und einen Korb anstelle einzelner Öl Aktien kaufen. Schließlich kann jedes einzelne Unternehmen mit spezifischen Schwierigkeiten konfrontiert sein, die nichts mit dem Rohölpreis zu tun haben. Unternehmen aus der Branche sind zum Beispiel häufig mit gerichtlichen Auseinandersetzungen rund um Umweltfragen belastet.
Jetzt ein Konto beim Testsieger - Admiral Markets - eröffnen
Öl Aktien können Anleger sehr einfach über einen Wertpapierbroker kaufen. Die Aktien der zumeist sehr großen Konzerne sind häufig an verschiedenen Börsen notiert und so kostengünstig handelbar. Eine Alternative zu Einzelaktien sind Investmentfonds und ETFs, die schwerpunktmäßig in Öl Aktien investieren.
Mit Futures in Öl investieren – ein Tipp für Profis
Erfahrene Anleger können direkt über Futures in Öl investieren. Gehandelt werden solche Futures zum Beispiel an der amerikanischen CME. Dort gibt es Terminkontrakte mit unterschiedlichen Fälligkeiten. Futures bieten verschiedene Vorteile. So ist der Kapitaleinsatz aufgrund des Marginprinzips gering.
Auch die Transaktionskosten fallen ausgesprochen niedrig aus. Ein Nachteil von für Privatanleger sind häufig die Kontraktgrößen. So bezieht sich der Standard WTI Future an der CME auf 1000 Barrel. Bei einem Preis von 70 USD beläuft sich der Kontraktwert für einen Öl Future dann auf 70.000 USD.
Quelle: cmegroup.com
Rohöl Futures bieten allerdings einen wesentlichen Vorteil gegenüber Zertifikaten und CFDs (diese Anlageinstrumente werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt).
Der Grund: Anleger können aus Kontrakten mit unterschiedlichen Fälligkeiten wählen. Dies ist bei CFDs und Zertifikaten in der Regel nicht möglich, da diese auf einem bestimmten Kontrakt mit einer festgelegten Fälligkeit beruhen.
Warum ist dies relevant? Wer in Öl investieren möchte, sollte die Besonderheiten des Rohstoffmarktes kennen. So kann es zu extremen Preisunterschieden zwischen unterschiedlichen Fälligkeiten kommen. Ein Beispiel dafür lieferte die Coronakrise. Während dieser Zeit war kurzfristig sehr viel Öl am Markt verfügbar.
Die Konsequenz: Die Lager waren überfüllt. Der Preis für Rohöl Futures mit kurzfristiger Fälligkeit sank sogar in den negativen Bereich. Die Terminkontrakte mit längerfristiger Fälligkeit waren von diesen Anomalien nicht betroffen.
Jetzt ein Konto beim Testsieger - Admiral Markets - eröffnen
Contango und Backwardation
Der Verlauf der Preise von Futures mit unterschiedlichen Fälligkeiten wird auch als Terminpreiskurve bezeichnet. Im Normalzustand steigt die Terminpreiskurve, d. h. weiter in der Zukunft liegende Fälligkeiten werden zu einem höheren Preis gehandelt. Es gibt jedoch auch den umgekehrten Fall. Bei der sogenannten Backwardation Situation liegen die Preise der demnächst fälligen Futures über den Preisen noch länger laufende Kontrakte. Dies ist in der Regel ein Hinweis auf eine akut hohe Nachfrage.
Zertifikate auf Öl
Zertifikate sind eine naheliegende Alternative zu Futures oder Öl Aktien. Es handelt sich um Inhaberschuldverschreibungen, die den Preis des Rohöls auf Basis von Futures abbilden. Der Vorteil gegenüber Terminkontrakten: Die Stückelung ist privatanlegerfreundlich. Zudem gibt es keinerlei Nachschusspflichten. Es gibt Zertifikate auf alle Ölsorten – Anleger können somit in eine „Brent Öl Aktie“ oder WTI investieren.
Zertifikate können als reine Partizipationszertifikate konstruiert sein. Es ist jedoch möglich, einen zusätzlichen Mechanismus hinzufügen. So gibt es Öl Zertifikate mit Bonus- oder Discountmechanismus. Hebelzertifikate können sich auch zum Öl Trading eignen. Dies gilt insbesondere, wenn der Handel über ein außerbörsliches Angebot des Brokers zu niedrigen Gebühren möglich ist.
Ein Schwachpunkt von Zertifikaten besteht im Emittentenrisiko.
Quelle: sg-zertifikate.de
Exchange Traded Commodity (ETC) auf Rohöl
Emittentenrisiken werden bei Exchange Traded Commodities (ETCs) weitreichend minimiert. Auch hier handelt es sich um Schuldverschreibungen – die allerdings anders als klassische Zertifikate mit einem eigenen Deckungsstock gesichert sind. Als Deckungsstock können zum Beispiel die abgebildeten Futures, aber auch andere Vermögenswerte dienen.
Quelle: etp.bnpparibas.com
Für Zertifikate wie auch ETCs gilt, dass Anleger vor allem in der langfristigen Perspektive mit recht hohen Kosten rechnen müssen. Konkret geht es um Rollkosten. Diese fallen an, wenn der Emittent des Produkts von einem fälligen Future in der nächstfälligen Terminkontrakt rollt. Die Kosten können durchaus 2-3 % pro Jahr betragen und bei einer ungünstigen Entwicklung zu einzelnen Anpassungsterminen auch deutlich höher sein.
Einen Öl ETF im engeren Sinne gibt es nicht. Die Regulierung verlangt, dass ETFs in verschiedene Basiswert investieren. ETCs deshalb eine naheliegende Alternative.
Jetzt ein Konto beim Testsieger - Admiral Markets - eröffnen
Mit CFDs auf den Rohölpreis wetten
Eine weitere Möglichkeit für Investitionen in Öl sind CFDs (Differenzkontrakte). Diese werden außerbörslich über spezialisierte CFD Broker gehandelt. Fast alle CFD Broker bieten Kontrakte auf WTI und Brent an. Die CFDs basieren typischerweise auf einem Future.
Differenzkontrakte bieten Privatanlegern einige Vorteile. So gibt es anders als im Handel mit Öl Futures keine Nachschusspflicht. Außerdem fallen die Kontraktgröße kleiner aus. In der Abbildung unten ist das Orderticket eines CFD Brokers zu sehen. Trader können hier Positionen ab fünf Barrel eröffnen. Dies ist in der Abbildung unten mit einer Initial Margin von ca. 35 EUR möglich. Bereits ab diesem Betrag können Privatanleger über CFD Broker somit in Öl investieren.
Die Kosten im Handel mit Öl CFDs fallen meistens überschaubar aus. Typische Spreads bei WTI oder Brent liegen im Bereich von ca. 0,03-0,06 USD pro Barrel. Pauschale Ordergebühren fallen nicht an – dafür allerdings Finanzierungskosten wie auch im Orderticket unten zu sehen.
Quelle: Plus500.com
Fazit
Der Ölmarkt steht Anlegern auf verschiedenen Wegen offen. Privatanleger können Öl Aktien kaufen und damit von einem steigenden Ölpreis profitieren. Auch Direktinvestments in den Rohstoff sind über Terminkontrakte, CFDs, Zertifikate und ETCs recht unkompliziert möglich. Wer in Öl investiert, sollte sich zuvor mit den Besonderheiten des Rohstoffmarktes vertraut machen.